Mitte September fahren wir nach Sylt, um in die spektakulären Lichtlandschaften der Insel einzutauchen. Im Hafen von Hörnum stimmen uns die Bilder der Kutter und Möwen auf die kommenden Tage ein. Bei List, hoch im Norden, führt die Straße vorbei an der Heidelandschaft, die sich vor der Wanderdüne erstreckt. Verstreute Strandgräser akzentuieren mit ihren hellen Halmen die dunkelgrün, krautige Fläche vor der hellsandigen Wanderdüne. Glitzernde Ebbeflächen landwärts vor dem Ellenbogen versetzen uns in eine melancholische Stimmung.

Dann, vor Kampen am „Roten Kliff“, nimmt uns die Abendstimmung ein. Über dem schier endlosen Meer, das sich wie ein glitzerndes Tischtuch ausbreitet, türmen sich Lichtlandschaften aus schwarzen und gleißend-hellen Wolken auf und wechseln die Stimmung von einer Minute zur nächsten. Gischt-schäumend stürzen die Wellenberge auf den Strand, rollen den Küstensaum empor, um dann in glitzernden Streifen wieder sanft zurückzufließen, dem nächsten Wellenkamm entgegen.

Diese Stimmungen liebte Emil Nolde und hat sie für uns mit seinen Bildern eingefangen. Seine ungestüm-farbenfrohen Bilder aus seinem Garten spiegeln diese Landschaft auf so faszinierende Weise. So war der Entschluss schnell gefasst, auf dem Rückweg einen Besuch in Seebüll, im ehemaligen Atelier und Garten, einzuplanen.

Was für eine Überraschung! Vom Eingang führt ein Weg durch hohes Gehölz und dann steht man unvermittelt vor diesem bunten, blüten-überschäumenden Garten – Dahlien leuchten in allen Farben und Formen, sonnenblumige Riesen stehen auf armdicken Säulen in einer Üppigkeit, dass man glaubt in durch einen Wald zu wandeln. Leuchtend blauer Eisenhut kontrastiert die flammenden Orangetöne. Unvermittelt leuchtet kobaltblau aus einem Salbeibeet unter einem Gehölz hervor. Drei fruchtbehangene Quittenbäume auf grüner Wiese wirken wie ein ruhiger Gegenpol zum überschäumenden Garten und leitet den Weg zur reetgedeckten Gartenhütte.

Unglaublich, was Einjährige, Stauden und winterschlafende Dahlien erschaffen können.